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Böhmens Glaskunst

“Nichts hat Böhmen so berühmt gemacht wie sein Glas”
(Dr. E. Schebeck: Quellen zur Geschichte des böhmischen Glases)

Während  die mediterrane Glaserzeugung in der Antike an die Städte gebunden ist, begünstigen später die geografischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nördlich der Alpen die ländliche Produktion in den Waldglashütten. Im XII. und XIII. Jahrhundert machen sich die Kunstgewerbe allmählich frei von der klösterlichen Organisation, es entstehen neben den Klosterhütten die Waldglashütten (Wanderhütten) in waldreichen Gegenden wie Hessen, Thüringen und Böhmen.

Die in Mitten ausgedehnter Waldungen errichteten Hütten können aus nächster Nähe alle benötigten Rohstoffe heranschaffen: d.h. Sand und Ton zur Herstellung der Schmelztöpfe und Brennholz zur Feuerung. In den waldreichen Gegenden Mittel- uind Westeuropas entwickelt sich das Glasmachergewerbe zum wichtigsten Gewerbezweig. Die schlichten Erzeugnisse der Waldhütte entsprechen zunächst noch den Bedürfnissen der großen Mehrheit des Bürgertums.

Die Ausmaße der  Landwirtschaft und des dazu gehörigen Waldes sind die Materialbasis des Betriebes in allen Glashütten. Für eine Hütte werden vier Hufen Land samt Holzbestand gekauft, dazu Feld, Wiese und Bergwälder. Die Jahrespacht erlaubt, Bier für das Gesinde zu brauen und die Wiesen zu nutzen. Die Hüttenmeister sind der Herrschaft untertan, sonst aber von Dienstleistungen befreit.

Im XVII. Jahrhundert gelingt es kleinere Öfen zu bauen, die zudem nur die Hälfte des bsiher benötigten Holzes verbrauchen. Diese neuen böhmischen Öfen weisen gewisse Verbesserungen auf. Nach Erzeugung der Pottasche (wichtiger Bestandteil des harten Kaliglases) wird das Gemenge aus Quarzkiesel nach der Säuberung weißgeglüht und weiterverarbeitet. Während die deutsche Glasmasse verminderte  Durchsichtigkeit und Luftblasen aufweist, ist das “Böhmische Kristall” (M. Müller, 1683) eine durchweg homogene Materie. Seine Durchsichtigkeit, das geringe Gewicht und die minimale Stärke der Glaswand übertrifft alles, was  bisher fabriziert wurde.
Zugleich ist das neue Material die Voraussetzung für die Entstehung der Glasschneidekunst (Caspar Lehmann, 1590 bis 1609, Kristallschneider am Prager Hof)

Glasmeister und Exporteure betätigen sich in ganz Europa bis nach Paris, Amsterdam, Moskau und Konstantinopel. Cadiz, im südwestlichen Spanien, wird z.B. Umschlag- hafen für Lateinamerika. Ein Tauschhandel entsteht mit Produkten aus fremden Ländern . Die nördliche Glaswarenerzeugung wird zum ökonomischen Zentrum der gesamten Region. Riesige Beträge werden damit erwirtschaftet und auf den Banken von Lissabon, London und Moskau hinterlegt, um die politischen Aktionen des Kaisers zu finanzieren.

Die Produktivität steigt und der Siegeszug des böhmischen Glases beginnt.

Böhmen entwickelt sich nicht nur zum bedeutensten Mittelpunkt der Glasherstellung, sondern auch zu einem vorzüglich organisierten  Glashandelszentrum. Während die ersten Kleinhändler mit Rückenkörben und Schubkarren auf mehrmonatige Reisen gehen, entwickeln sich zunehmend Großunternehmen und Handelskompagnien. Über 38 europäische Handelsstädte werden die Waren in alle Welt exportiert. Das böhmische Glas hat auf diese Weise während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Weltmarkt erobert. Tabak, Tuch, Seide und Pelzwerk werden im Tausch nach Europa  importiert. 

Glashütte, Miniatur aus der Reisebeschreibung des Jean de Mandeville, 15. Jahrhundert

Wandergläser nach einem Holzschnitt XVI. Jh.

Das böhmische Glas hatte auf diese Weise während der ersten Hälfte des 18. Jhd. den Weltmarkt erobert.

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